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Die mRNA-Produktionspipeline: Von DNA zu mRNA

Die Einführung von mRNA-basierten Impfstoffen und Therapeutika hat die moderne Medizin revolutioniert, wie die rasche Entwicklung der COVID-19-Impfstoffe eindrucksvoll zeigt. Im Gegensatz zu herkömmlichen Biologika bietet mRNA eine flexible und schnelle Produktionsplattform, die in der Lage ist, praktisch jedes gewünschte Protein zu kodieren. Die Herstellung von hochwertiger mRNA erfordert jedoch eine strenge Kontrolle jedes Schrittes der Produktionspipeline, um Wirksamkeit, Stabilität und Sicherheit zu gewährleisten.

Bei Creative Enzymes bieten wir verschiedene Enzyme für die mRNA-Produktion an, darunter T7-RNA-Polymerase, RNase-Inhibitor, DNase I, Vaccinia-Capping-Enzym und mehr. Im Folgenden stellen wir den mRNA-Produktionsprozess systematisch vor und heben dabei kritische Parameter hervor, die Ausbeute, Reinheit und Funktionalität beeinflussen.

Grafische Übersicht der in vitro Transkription von mRNA aus DNA.Abbildung 1. Der Prozess der in vitro Transkription von mRNA aus einer linearisierten DNA-Plasmid-Vorlage. (Knezevic et al., 2021)

DNA-Vorlagenvorbereitung

Effiziente in vitro Transkription (IVT) zur Herstellung synthetischer mRNA beginnt mit der sorgfältigen Vorbereitung einer DNA-Vorlage, meist in Form eines konstruierten Plasmids. Diese Vorlage dient als Bauplan für die Transkription und beeinflusst direkt die Genauigkeit, Stabilität und Translationseffizienz des resultierenden mRNA-Produkts.

Plasmiddesign und -konstruktion

Das als DNA-Vorlage verwendete Plasmid ist ein synthetisches Konstrukt, das für optimale Transkription und nachgelagerte Translationstätigkeit ausgelegt ist. Ein typisches mRNA-kodierendes Plasmid besteht aus folgenden Kernelementen:

Wichtige Designüberlegungen:

Plasmidvermehrung und -reinigung

Nach dem Design muss das konstruierte Plasmid in großem Maßstab vermehrt und gereinigt werden, um es in Transkriptionsreaktionen einzusetzen.

Qualitätskontrollmaßnahmen:

Linearisierung der Plasmid-DNA

Plasmid-DNA muss vor der IVT linearisiert werden, um Readthrough-Transkription zu verhindern und einheitliche mRNA-Transkripte zu erhalten.

In vitro Transkription (IVT)

Der IVT-Prozess synthetisiert mRNA in vitro durch das Kopieren einer linearen DNA-Vorlage mit phagenabgeleiteten RNA-Polymerasen. Eine hochgradige, fehlerarme mRNA-Synthese ist entscheidend für Anwendungen von funktioneller Proteinexpression bis hin zur Herstellung therapeutischer RNA.

Reaktionskomponenten

Eine Standard-IVT-Reaktion umfasst:

Struktur der RNA-Polymerase II.Abbildung 2. Saccharomyces cerevisiae RNAP II CTD. (Pal, 2020)

Optimierung der IVT-Bedingungen

Kotranskriptionelle Modifikationen

Um die Translationseffizienz zu verbessern und die Immunogenität synthetischer mRNA zu reduzieren, können verschiedene Modifikationen direkt während der Transkription eingebracht werden.

Strategien für das 5'-Capping:

Nukleotidmodifikationen:

Posttranskriptionelle Verarbeitung

Nach der in vitro Transkription (IVT) muss die resultierende RNA eine Reihe posttranskriptioneller Modifikationen und Reinigungsschritte durchlaufen, um eine reife, stabile und translationskompetente Boten-RNA (mRNA) zu erhalten. Diese Prozesse stellen sicher, dass das synthetische Transkript die natürliche eukaryotische mRNA sowohl in Struktur als auch Funktion nachahmt und so die Wirksamkeit in nachgelagerten Anwendungen wie Proteinexpression und mRNA-basierten Therapeutika maximiert.

Enzymatisches Capping (falls nicht kotranskriptionell durchgeführt)

Während kotranskriptionelle Capping-Strategien oder die Verwendung von Anti-Reverse Cap Analogs (ARCAs) zunehmend bevorzugt werden, bleibt das enzymatische Capping eine robuste Alternative, insbesondere für Forschungs- und therapeutische mRNA-Produktion, bei der eine präzise Kontrolle der Capping-Effizienz und -Genauigkeit erforderlich ist.

Das enzymatische Capping ermöglicht eine nahezu quantitative Umwandlung von ungekappter RNA in die vollständig gekappte Cap 1-Struktur, was besonders für empfindliche Anwendungen wie Impfstoffentwicklung und Gentherapien nützlich ist.

Enzyme in der RNA-5'-Endkappe sind RNA-Triphosphatase, RNA-Guanylyltransferase, RNA-Guanin-N7-Methyltransferase.Abbildung 3. Sequentielle enzymatische Aktivitäten, die zur RNA-5'-Endkappe führen. (Pal, 2020)

Poly(A)-Tailing

Fehlt im Plasmid-DNA eine kodierte Polyadenylierungssequenz, muss der 3'-Poly(A)-Schwanz posttranskriptionell enzymatisch hinzugefügt werden.

Die Polyadenylierung ist ein entscheidender Faktor für die Halbwertszeit der mRNA und deren Rekrutierung zum ribosomalen Komplex in eukaryotischen Zellen.

DNase-Behandlung

Restliche DNA-Vorlagen aus IVT-Reaktionen müssen streng entfernt werden, um regulatorische Vorgaben einzuhalten, angeborene Immunaktivierung zu verhindern und Hintergrund in funktionellen Assays zu eliminieren.

Die DNase-Behandlung ist nicht nur für therapeutische Anwendungen, sondern auch für analytische Workflows wie RT-qPCR unerlässlich, da DNA-Kontamination die Quantifizierung verfälschen kann.

mRNA-Reinigung

Die Reinigung ist wohl der kritischste Schritt bei der Herstellung von therapeutischer mRNA. Ziel ist es, Verunreinigungen wie Proteine, Rest-DNA, verkürzte Transkripte, Nukleotide, Enzyme und Endotoxine zu entfernen. Es werden verschiedene Reinigungsstrategien, oft in Kombination, eingesetzt, um die erforderliche Qualität und regulatorische Standards zu erreichen.

Fällungsmethoden

Die Fällung ist aufgrund ihrer Einfachheit, Skalierbarkeit und Kosteneffizienz eine weit verbreitete primäre Reinigungsmethode.

Obwohl die Fällung keine hochauflösende Trennung bietet, ist sie oft Teil mehrstufiger Reinigungsprotokolle zur Reduktion von Massenverunreinigungen.

Chromatographische Reinigung

Chromatographiebasierte Techniken bieten eine überlegene Auflösung und Spezifität für die Isolierung von voll-längigen, hochreinen mRNA-Transkripten.

Chromatographische Techniken sind besonders nützlich bei der Herstellung von klinischer mRNA, die eine hohe Chargenkonsistenz erfordert.

Hochleistungsflüssigkeitschromatographie (HPLC)

HPLC ist ein leistungsfähiges analytisches und präparatives Werkzeug in der mRNA-Reinigung und ermöglicht die Trennung von mRNA-Isoformen, Verunreinigungen und strukturell ähnlichen Spezies.

Diese Methoden sind in der Qualitätssicherung (QA) wertvoll und werden häufig in GMP-Pipelines für mRNA-basierte Therapeutika integriert.

Filtrationsbasierte Methoden

Tangentialflussfiltration (TFF) ist eine skalierbare und effiziente Methode für Pufferwechsel, RNA-Konzentration und Entfernung von Verunreinigungen. TFF-Systeme verwenden Hohlfaser- oder Flachmembranen mit definierten Molekulargewichtsausschlüssen, um RNA zurückzuhalten, während kleine Moleküle und Salze passieren können.

TFF wird häufig sowohl in der Upstream- als auch in der Downstream-Verarbeitung eingesetzt, insbesondere bei der großtechnischen mRNA-Produktion. Sie ist mit kontinuierlichen Herstellungsstrategien kompatibel und eignet sich gut für Hochdurchsatzanwendungen.

Zusammenfassung der Herstellung funktioneller mRNA: Plasmid-Linearisation, IVT & ARCA-Integration, DNAase I-Behandlung, Poly(A)-Tailing und mRNA-Reinigung.

Zusammenfassung der Herstellung funktioneller mRNA: Plasmid-Linearisation, IVT & ARCA-Integration, DNAase I-Behandlung, Poly(A)-Tailing und mRNA-Reinigung.
Abbildung 4. Zusammenfassung der Herstellung funktioneller mRNA. (Papaioannou et al., 2023)

Die mRNA-Produktionspipeline ist ein sorgfältig kontrollierter Prozess, der DNA-Vorlagenvorbereitung, IVT, Capping, Reinigung und strenge Qualitätskontrolle umfasst. Fortschritte bei enzymatischen Modifikationen, chromatographischer Reinigung und analytischen Techniken haben die Ausbeute, Stabilität und Translationseffizienz von mRNA erheblich verbessert. Mit der Weiterentwicklung regulatorischer Rahmenbedingungen und dem Aufkommen neuer Technologien wird die mRNA-Herstellung weiter optimiert und ermöglicht breitere therapeutische Anwendungen.

Bei Creative Enzymes bieten wir die Hochleistungsenzyme, die für jeden Schritt der mRNA-Produktionspipeline erforderlich sind – einschließlich Plasmid-Linearisation, in vitro Transkription, Capping und Polyadenylierung. Kontaktieren Sie uns noch heute mit Ihren Fragen und Anfragen!

Referenzen:

  1. Enghiad B, Xue P, Singh N, et al. PlasmidMaker ist eine vielseitige, automatisierte und hochdurchsatzfähige End-to-End-Plattform für die Plasmidkonstruktion. Nat Commun. 2022;13(1):2697. doi:10.1038/s41467-022-30355-y
  2. Knezevic I, Liu MA, Peden K, Zhou T, Kang HN. Entwicklung von mRNA-Impfstoffen: wissenschaftliche und regulatorische Aspekte. Vaccines. 2021;9(2):81. doi:10.3390/vaccines9020081
  3. Pal S. RNA-Prozessierung. In: Fundamentals of Molecular Structural Biology. Elsevier; 2020:277-309. doi:10.1016/B978-0-12-814855-6.00010-9
  4. Papaioannou NY, Patsali P, Naiisseh B, et al. Hocheffiziente Editierung in hämatopoetischen Stammzellen und der HUDEP-2-Zelllinie basierend auf in vitro mRNA-Synthese. Front Genome Ed. 2023;5:1141618. doi:10.3389/fgeed.2023.1141618