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Bakteriophagenstruktur: Die Bausteine dieser viralen Parasiten verstehen

Bakteriophagen, oft einfach als Phagen bezeichnet, sind Viren, die spezifisch Bakterien infizieren. Sie gehören zu den häufigsten und vielfältigsten biologischen Entitäten auf der Erde, spielen entscheidende Rollen in Ökosystemen und bieten vielversprechende Anwendungen in der Medizin und Biotechnologie. Das Verständnis der komplexen Struktur von Bakteriophagen ist entscheidend, um ihr Potenzial in verschiedenen Bereichen zu nutzen.

Grundstruktur von Bakteriophagen

Im Kern eines Bakteriophagen befindet sich sein genetisches Material, das entweder aus einzelsträngiger oder doppelsträngiger DNA oder RNA bestehen kann. Dieses genetische Material ist in einer schützenden Proteinhülle, dem Kapsid, eingeschlossen. Das Kapsid schützt nicht nur das genetische Material vor Umwelteinflüssen, sondern erleichtert auch die Anheftung des Phagen an bakterielle Wirte.

Grundstruktur von Bakteriophagen: Kapsidkopf, Nukleinsäure, Kragen, Hülle, Basisplatte, Stacheln und Schwanzfaser.Abbildung 1. Struktur von Bakteriophagen. (Mishra et al., 2024)

Kapsidstruktur

Das Kapsid ist die Proteinhülle, die das genetische Material eines Bakteriophagen umschließt. Es dient als schützende Barriere, die das virale Genom vor Umwelteinflüssen schützt, bis es einen geeigneten Wirt erreicht. Die Architektur des Kapsids ist typischerweise ikosahedral, was Stärke und Effizienz bietet. Diese geometrische Konfiguration ermöglicht es dem Kapsid, äußeren Druck standzuhalten und gleichzeitig das interne Volumen für die Speicherung des genetischen Materials zu maximieren.

Kapside bestehen aus Proteinsubeinheiten, die als Kapsomere bekannt sind und sich zu einer präzisen geometrischen Konfiguration selbst zusammenfügen. Die Anordnung der Kapsomere kann zwischen verschiedenen Phagen variieren, was zu unterschiedlichen Kapsidgrößen und -formen führt. Diese Variation beeinflusst die Infektiosität und das Wirtsspektrum des Phagen. Einige Bakteriophagen haben auch zusätzliche Proteine auf ihren Kapsiden, die eine Rolle bei der Wirtserkennung und -anheftung spielen und die Fähigkeit des Phagen verbessern, spezifische bakterielle Zellen zu infizieren.

Schwanzfasern und Basisplatte

Schwanzfasern und die Basisplatte sind wesentliche Komponenten, die die Interaktion des Phagen mit seinem bakteriellen Wirt erleichtern. Schwanzfasern sind verlängerte, flexible Stäbe, die hochspezialisiert sind, um einzigartige molekulare Marker auf den Oberflächen der Zielbakterien zu erkennen. Diese Spezifität stellt sicher, dass der Phage effizient seinen beabsichtigten Wirt findet und sich anheftet, wodurch der Infektionsprozess eingeleitet wird.

Sobald die Schwanzfasern an die bakterielle Oberfläche binden, durchläuft die Basisplatte konformationale Veränderungen, die weitere Schritte im Infektionszyklus erleichtern. Diese Transformation löst oft die Kontraktion anderer Komponenten aus, die die nachfolgenden Schritte der Infektion antreiben. Die Fähigkeit der Basisplatte, solche Veränderungen zu durchlaufen, unterstreicht die Komplexität und Präzision der Phagenarchitektur.

Kontraktile Schwänze (Myoviridae)

Phagen, die zur Familie der Myoviridae gehören, wie der T4-Phage, besitzen kontraktile Schwänze, die wie molekulare Spritzen funktionieren. Der Schwanz besteht aus einer starren Hülle, die einen inneren Schwanzrohr umgibt. Bei der Anheftung an eine bakterielle Zelle kontrahiert die Hülle und treibt das Schwanzrohr durch die Zellhülle des Wirts und injiziert das virale Genom in die Zelle. Dieser Mechanismus gewährleistet eine effiziente Genomübertragung, selbst bei Bakterien mit dicken Peptidoglykan-Schichten.

Das kontraktile Schwanzsystem der Myoviridae-Phagen ist hochdynamisch. Strukturelle Studien mit Kryo-Elektronentomographie haben die Umstrukturierungen aufgezeigt, die während der Kontraktion in der Schwanzhülle auftreten. Die Robustheit dieses Schwanzsystems ermöglicht es Myoviridae-Phagen, eine breite Palette von Bakterienarten zu infizieren, was sie zu wertvollen Kandidaten für Anwendungen der Phagentherapie macht.

Nicht-kontraktile Schwänze (Siphoviridae)

Siphoviridae-Phagen, wie der Lambda-Phage, haben lange, flexible, nicht-kontraktile Schwänze, die die Wirtserkennung und den Genomtransfer durch einen allmählicheren Prozess vermitteln. Die Schwanzfasern dieser Phagen stellen den ersten Kontakt mit der bakteriellen Oberfläche her, und die Schwanzspitze erleichtert den DNA-Eintritt. Im Gegensatz zu Myoviridae, die mechanische Kräfte für die Genominjektion nutzen, verwenden Siphoviridae-Phagen einen diffusionsbasierten Prozess, bei dem DNA durch den Schwanzkanal in Reaktion auf osmotische Gradienten übertragen wird.

Die strukturelle Flexibilität der Siphoviridae-Schwänze ermöglicht die Anpassung an verschiedene Rezeptortypen, wodurch die Wirtsspezifität gewahrt bleibt, während die Infektionseffizienz erhalten bleibt. Hochauflösende Bildgebungsstudien haben gezeigt, dass die Länge und Flexibilität dieser Schwänze ihr Wirtsspektrum beeinflussen, wobei längere Schwänze oft eine breitere Infektiosität verleihen.

Kurze Schwänze (Podoviridae)

Podoviridae-Phagen, wie T7, verfügen über kurze, stämmige Schwänze, die keine kontraktilen Elemente aufweisen. Ihr Infektionsmechanismus beruht auf der enzymatischen Zersetzung der bakteriellen Zelloberfläche, um den Genomeintritt zu erleichtern. Die Schwanzproteine dieser Phagen enthalten oft depolymerase- oder lysozymähnliche Aktivitäten, die es ihnen ermöglichen, die bakteriellen Abwehrmechanismen zu durchdringen.

Podoviridae-Phagen kompensieren ihre kurzen Schwänze, indem sie spezialisierte Rezeptor-bindende Proteine einsetzen, die eine präzise Anheftung sicherstellen, bevor die enzymatische Verdauung beginnt. Dieser optimierte Infektionsprozess ermöglicht eine schnelle DNA-Injektion, wodurch Podoviridae gut geeignet sind, um schnell wachsende bakterielle Populationen zu infizieren.

Drei Typen von Bakteriophagen und ihre Struktur: Myoviridae, Siphoviridae und Podoviridae.Abbildung 2. Die drei Schwanzphagenfamilien (Myoviridae, Siphoviridae und Podoviridae). (Elbreki et al., 2014)

Typen von Bakteriophagen basierend auf der Struktur

Bakteriophagen können basierend auf ihren strukturellen Eigenschaften in mehrere Typen klassifiziert werden. Die häufigste Klassifikation unterteilt sie in drei allgemeine Strukturgruppen: filamentös, ikosahedral mit Schwanz und ikosahedral ohne Schwanz.

Filamentöse Bakteriophagen

Filamentöse Bakteriophagen, einschließlich Arten wie Pf1, fd und M13, besitzen eine stabförmige Struktur mit einer Länge von 800–2000 nm. Diese Phagen haben mehrere tausend Kopien eines α-helikalen Kapsidproteins, die in einer helikalen Anordnung um die einzelsträngige DNA angeordnet sind. Filamentöse Phagen sind einzigartig, da sie ihre Wirtszellen bei der Infektion nicht lysieren. Stattdessen setzen sie ihre Nachkommen durch einen kontinuierlichen Prozess frei, wodurch die Wirtszelle überlebt.

Beispiel eines filamentösen Bakteriophagen: Ff-Bakteriophage.Abbildung 3. Die Struktur des Ff-Bakteriophagen und die am häufigsten in der Phagenanzeige verwendeten Virion-Proteine. (A) Ff-Virion, visualisiert durch ein Rasterkraftmikroskop. (B) Schematische Darstellung des Ff-Bakteriophagen. (C) Banddarstellungen (oben und seitlich) des pVIII-Kapsidproteins (RCSB PDB-Datenbank-Zugangsnummer 2cOw; angeordnet um die einzelsträngige DNA des Bakteriophagen (nicht gezeigt). (D) Banddarstellung der N1- und N2-Domänen von pIII (RCSB PDB-Datenbank-Zugangsnummer 1g3p. (Gagic et al., 2016)

Icosahedrale Bakteriophagen mit Schwanz

Icosahedrale Bakteriophagen mit Schwänzen, wie T4 und T7, sind dadurch gekennzeichnet, dass ihre DNA in einem ikosahedralen Kapsid gespeichert ist, das mit einer Schwanzstruktur verbunden ist. Der Schwanz ist mit Fasern oder Stacheln ausgestattet, die spezifische Rezeptoren auf der bakteriellen Oberfläche erkennen und binden. Diese Spezifität ermöglicht es den Phagen, bestimmte Bakterienstämme gezielt anzugreifen, was sie zu hochselektiven Agenzien macht.

Der T4-Phage ist ein gut untersuchtes Beispiel dieser Gruppe. Er hat eine komplexe, froschähnliche Struktur mit einem verlängerten ikosahedralen Kopf und einem kontraktilen Schwanz. Der Kopf enthält die doppelsträngige DNA des Phagen, die durch eine zweilagige Proteinwand geschützt ist. Der Schwanz besteht aus einem hohlen Kern, der von einer kontraktilen Hülle umgeben ist, die den hohlen Kern während der Infektion in die bakterielle Zelle treibt.

Beispiel von ikosahedralen Bakteriophagen mit Schwanz: WX174-ähnlicher Phage ST-1.Abbildung 4. Kryo-Elektronenmikroskopische Tomogramm des WX174-ähnlichen Phagen ST-1, der E. coli Mini-Zellen infiziert. a–c: Schnitte von Tomogrammen, die drei Zustände des Infektionsprozesses zeigen. d–h, Vergrößerte Bilder, die aus a–c aufgenommen wurden. d: Das Virus hat sich an die äußere Membran (OM) geheftet. Einer der pentamerischen Stacheln eines ikosahedralen Partikels hat ein Lipopolysaccharid (LPS)-Molekül in der äußeren Membran der E. coli Zellwand erkannt. e, f: Nach der Anheftung extrudiert das Virus ein Rohr für die DNA-Penetration. Ein Rohr kann (weißer Pfeil) gesehen werden, das den periplasmatischen Raum überquert und in der äußeren und inneren Membran (IM) verankert ist. g, h: Nachdem die DNA in die Zelle injiziert wurde, beginnt der verlängerte Schwanz sich abzubauen. I: Schematisches Modell der WX174-Infektion. (Sun et al., 2014)

Icosahedrale Bakteriophagen ohne Schwanz

Icosahedrale Bakteriophagen ohne Schwänze sind seltener und infizieren typischerweise spezifische bakterielle Wirte. Diese Phagen verlassen sich auf alternative Mechanismen, um sich an bakterielle Zellen anzuheften und einzutreten. Ihre Struktur und der Infektionsprozess können erheblich variieren und spiegeln Anpassungen an spezifische ökologische Nischen und Wirtumgebungen wider.

Beispiel von ikosahedralen Bakteriophagen ohne Schwänze: Pseudoalteromonas-Phage PM2.Abbildung 5. (Links) Röntgenkristallographische Struktur eines Virions des Pseudoalteromonas Phagen PM2 bei 7 Å Auflösung, entlang der zweifachen Symmetrieachse betrachtet (Mitte) Eine schematische Darstellung und (rechts) negative Färbung Elektronenmikroskopaufnahme von Pseudoalteromonas Phage PM2-Partikeln. Der Balken repräsentiert 50 nm. (Corticoviridae, 2012)

Strukturelle Variationen und evolutionäre Anpassungen

Bakteriophagen zeigen bemerkenswerte strukturelle Vielfalt, die ihre evolutionären Anpassungen an verschiedene bakterielle Wirte und Umgebungen widerspiegelt. Diese Vielfalt zeigt sich in der Größe, Form und Zusammensetzung ihrer Kapside, Schwänze und anderer struktureller Komponenten.

Wirt-Phage-Koevolution

Das anhaltende Wettrüsten zwischen Bakterien und Phagen treibt die Evolution beider Parteien voran. Bakterien entwickeln Resistenzmechanismen, wie die Veränderung von Oberflächenrezeptoren oder die Produktion von Enzymen, die Phagenbestandteile abbauen. Als Reaktion darauf entwickeln Phagen strukturelle Anpassungen, die ihre Fähigkeit verbessern, resistente Wirte zu erkennen und zu infizieren. Zum Beispiel erwerben einige Phagen neue Rezeptor-bindende Proteine oder modifizieren ihre Schwanzfasern, um mit alternativen bakteriellen Rezeptoren zu interagieren.

Strukturelle Plastizität

Einige Phagen zeigen strukturelle Plastizität, die es ihnen ermöglicht, in Reaktion auf Umweltreize zwischen verschiedenen Formen zu wechseln. Diese Plastizität ermöglicht es Phagen, sich an sich ändernde Bedingungen anzupassen und ihre Infektiosität zu optimieren. Zum Beispiel können bestimmte Phagen die Länge oder Zusammensetzung ihrer Schwanzfasern ändern, um verschiedene bakterielle Wirte anzugreifen oder Abwehrmechanismen des Wirts zu umgehen.

Umwelteinflüsse

Umweltfaktoren wie Temperatur, pH und Salinität beeinflussen ebenfalls die Struktur und Funktion von Phagen. Phagen, die in extremen Umgebungen gedeihen, wie heißen Quellen oder Tiefseequellen, weisen oft einzigartige strukturelle Merkmale auf, die Stabilität und Funktionalität unter harten Bedingungen verleihen. Diese Anpassungen umfassen spezialisierte Proteine, die gegen Denaturierung resistent sind, und Mechanismen für eine effiziente Genomübertragung in wasserarmen Umgebungen.

Faktoren, die die Koevolution von Phagen und Bakterien beeinflussen: Experimentbedingungen, mikrobielle Gemeinschaftsstruktur und genomische Merkmale.Abbildung 6. Faktoren, die die Koevolution von Phagen und Bakterien beeinflussen. Die Faktoren können in drei Hauptgruppen kategorisiert werden: Faktoren, die mit der Anwesenheit spezifischer Phagen und Bakterien zusammenhängen, Faktoren, die die Bedingungen betreffen, unter denen die Koevolution stattfindet, und genomische Faktoren, wie die mutationalen Lasten. ARD: Wettrüsten-Dynamik, FSD: dynamische Schwankungen der Selektion, LPS: Lipopolysaccharide. (Jdeed et al., 2025)

Bakteriophagen sind komplexe virale Parasiten mit vielfältigen strukturellen Merkmalen, die es ihnen ermöglichen, bakterielle Wirte zu infizieren und zu manipulieren. Ihre Kapside, Schwänze und andere Komponenten haben sich entwickelt, um spezifische Interaktionen mit bakteriellen Oberflächen zu erleichtern, was eine effiziente Genomübertragung und Replikation gewährleistet. Das Verständnis der Struktur von Bakteriophagen verbessert nicht nur unser Wissen über die Virusbiologie, sondern eröffnet auch ihr Potenzial für verschiedene Anwendungen, von der Bekämpfung antibiotikaresistenter Infektionen bis hin zur Förderung der Nanotechnologie.

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References:

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